Luis Buñuel: " Le charme discret de la bourgeoisie"

Die Aufforderung «Kommen Sie doch zum Essen» bildet den roten Faden durch die surrealistische Satire von Luis Buñuel, die 1973 mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. Don Raffaele, Botschafter des südamerikanischen Fantasiestaates Miranda und nebenbei Drogendealer, die beiden Paare der Thévenots und der Sénéchals sowie ein Pfarrer, der lieber Gärtner wäre, versuchen sich gegenseitig einzuladen. Doch seltsame Umstände vereiteln jeweils die gemeinsamen Diners: Man irrt sich im Tag, die Gastgeber:innen ziehen den Liebesakt im Garten vor, oder die Geladenen flüchten, als sie plötzlich auf einer Bühne vor einem Publikum sitzen. Einzelne Episoden zeigen einen Traum, den jemand erzählt, wieder andere entpuppen sich erst im Nachhinein als solche. Dabei widerspiegeln die Träume das wahre Sein der bourgeoisen Figuren. Ihr Unterbewusstsein steht im Kontrast zum üblichen Handeln, das sich an hilfloser Oberflächlichkeit des gegenseitigen Umgangs und der Hohlheit von Ritualen orientiert.
„Die Bourgeoisie liegt mir viel mehr als das Proletariat. […] Ich fühle mich zu ihren Widersprüchen hingezogen“ (Luis Buñuel)


Thémélis Diamantis

Privatdozent an der Universität Lausanne, doktoriert in Philosophie und Psychologie, Psychoanalytiker mit eigener Praxis und Mitinitiator des „projet socrate“, ist ein Spezialist für den Zusammenhang von Kunst und Psychoanalyse.

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